Berührt: Glaube als Beziehung

Gott hat Fingerspitzengefühl

Ohne Berührung und Zuwendung sind Menschen nicht lebensfähig. Wie gut, dass Gott keine Berührungsängste hat! Im Gegenteil. Er zeigt ein absolutes Fingerspitzengefühl, wenn es um die Beziehung zum Menschen geht!

Das Bild von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle – „Die Erschaffung des Menschen“ – drückt etwas von der Beziehung zwischen Mensch und Gott aus: Gott wendet sich kraftvoll, aber auch zärtlich und Raum lassend dem Adam zu, der noch leblos wirkt. Die Geste macht deutlich, wie sehr Gott die Beziehung zum Menschen will und doch die Freiheit Seines Geschöpfes achtet. Adam seinerseits streckt sich nach Gott aus, weil er ohne Ihn nicht zum Leben findet.

Das Wesen des Glaubens ist Beziehung

Michelangelo zeigt in seinem Bild das Wesentliche des christlichen Glaubens: Glaube ist Begegnung und Beziehung – er ist „eine höchst persönliche Berührung mit Gott, die mich ins Innerste hinein trifft und mich ganz unmittelbar dem lebendigen Gott gegenüberstellt, so daß ich ihn anreden, ihn lieben, mit ihm in Gemeinschaft treten kann.“ (Benedikt XVI auf www.kathnews.de/die-doppelte-tiefgreifende-krise-der-kirche-der-volle-wortlaut-von-benedikt-xvi)

In Jesus Christus kommt Gott ganz nahe

Jesus Christus war den Menschen stets auf eine sehr intensive – auch – körperliche Weise zugewandt . Er berührt Menschen und lässt sich von ihnen berühren. Er

  • legt ihnen die Hände auf
  • richtet sie auf
  • wäscht ihnen die Füße
  • berührt sie gerade da, wo sie verletzt und gebrochen sind
  • lässt sich am Gewand berühren
  • die Füße salben
  • und lässt sich sogar an den eigenen Wunden berühren…

Sich öffnen für Gott

Gott nahe zu sein ist mein Glück. (Ps 73, 28) – Da spricht offenbar einer, der eine persönliche Erfahrung mit Gott gemacht hat. Beziehungen leben von Nähe, von Kontakt und Begegnung und durchaus auch von Reibung und Konflikten.

Beziehungen haben Wegcharakter. Sie sind Schwankungen unterworfen durchlaufen auch immer Phasen größerer Distanz. Vor allem aber wollen sie gepflegt werden. Das gilt auch für unsere Beziehung zu Gott.

Die Verbundenheit mit Ihm wächst, wenn wir uns öffnen und für Seine Gegenwart achtsam werden. Wir können sie auf ganz unterschiedliche Weise erfahren, etwa:

  • in der Begegnung mit anderen Menschen die uns Wohlwollen und Zuwendung schenken
  • in der Heiligen Schrift wenn ein Wort uns plötzlich „trifft“
  • in einem Moment der Stille und des Gebetes, wo wir Gott unmittelbar als Du erfahren
  • in der Feier der Eucharistie, wo uns die Tiefe Seiner Liebe aufgehen kann…
  • oder auch da, wo wir anderen Zeit und Nähe schenken, die am Rand stehen und Hilfe brauchen

Gott
In der heutigen Zeit, in der christlicher Glaube nicht mehr gesellschaftlich gestützt ist, bedarf es bewusster Anstrengung, Erfahrungsräume zu suchen, in denen solche Begegnungen möglich werden.

Wenn Gott uns berührt

Jesus war selbst ein von Gott Berührter und auf Gott Bezogener. Doch Er verstand diese enge Bindung nie exklusiv. Im Gegenteil: Indem Er die Menschen lehrte, „Abba“ – „Vater“ zu sagen, nahm er sie in Seine Beziehung zum Vater hinein. Wer sich selbst berühren lässt von Gott, kann heilsame Berührung an andere weitergeben…

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