Erfrischend: Taufe als Quelle entdecken
Durst nach Leben
Durst spüren wir in unterschiedlichen Formen. Ganz alltäglich kennen wir Durst etwa bei großer Hitze oder nach anstrengenden körperlichen Aktivitäten. Auf einer tieferen Ebene spüren wir den Lebensdurst – die Sehnsucht nach erfülltem Leben, nach Annahme und Wertschätzung.
In vielen biblischen Erzählungen ist der Schauplatz der Begegnungen und Gespräche ein Brunnen. Er gilt als Sinnbild für die menschliche Suche nach dem, was nicht nur physisch, sondern auch existentiell Erfrischung und Leben spendet. Bekannt ist die Geschichte von Jesus und der Frau am Jakobsbrunnen.
Jesus nimmt die tiefe Sehnsucht der Frau wahr, die sich u. a. in ihren Beziehungen äußert und bietet sich selbst als Quelle an, aus der frisches und lebendiges Wasser fließt. Wer daraus trinkt, so spricht Er ihr zu, löscht seinen Lebensdurst und wird selbst zu einer Quelle für andere.
Taufe als Quelle
Die Erzählung von der Frau am Jakobsbrunnen wurde schon in der frühen Kirche verwendet, um Erwachsene auf die Taufe vorzubereiten. Sie macht etwas deutlich, das bei der heute üblichen Säuglingstaufe leicht in Vergessenheit zu geraten droht: Taufe ist weit mehr als eine Art Willkommensritual am Lebensanfang. Ihre eigentliche Bedeutung geht weit darüber hinaus.
Das Element Wasser spielt im Taufritus eine wichtige Rolle. In der Taufe wird die unbedingte Zuwendung Gottes zu jedem Menschen, die schon in der Schöpfung gründet, lebendig und präsent. Gott sagt ohne wenn und Aber Ja zu mir. Dieser Zuspruch ist eine nie versiegende Quelle, aus der ich immer wieder schöpfen und leben kann.
Taufe hat Potenzial
Die vielfältigen Symbole und Riten der Taufe sprechen deutlich von dieser Tiefendimension der Taufe. So kann etwa die Taufkerze ein Zeichen dafür sein, dass der Getaufte gerufen ist, einen fundamentalen Perspektivwechsel zu vollziehen und das eigene Leben zunehmend im Licht der Zuwendung und Liebe Gottes zu sehen und zu gestalten. Das befreit von Komplexen und ängstlicher Selbstbehauptung, lässt trotz eigener Begrenztheit das Leben vertrauensvoll in Angriff nehmen und macht auch aufmerksam für die Nöte und Bedürfnisse der anderen.
Taufe bedeutet Neuanfang. Im Wasser der Taufe werden wir zu neuen Menschen, die aus der unheilvollen Ich-Verkrampfung erlöst sind und beziehungsfähig werden – auf Gott, auf uns selbst und auf unsere Mitmenschen hin.
Taufe mit Leben füllen
Die Taufe als Quelle zu entdecken und ihr Potenzial auszuschöpfen bleibt Herausforderung. Gottes Zuspruch zum Menschen in der Taufe ist ja zugleich die Einladung, sich immer mehr für Sein Wirken an uns zu öffnen und die Beziehung zu Ihm mit Leben zu füllen. Darauf Antwort zu geben ist kein einmaliger Akt, der vergleichbar wäre mit dem Umlegen eines Schalters, sondern ein lebenslanger Prozess.
Nicht nur der Weg zur Taufe, auch der Weg aus der Taufe braucht Begleitung und Unterstützung. Dazu können Glaubenswege für Erwachsene einen Beitrag leisten.